Ostbau heute
zur Problematik des gegenwärtigen Obstbaus,
oder warum es keine guten Äpfel mehr gibt
Wir leben in einem gesegneten Land: das ganze Jahr hindurch können wir Obst genießen,
das "vor der Haustür" gewachsen ist. Schon von altersher ist das so. Der Reihe nach gedeihen Rhabarber,
Erdbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Kirschen, Pfirsiche, Pflaumen, Birnen und Äpfel. Die späteren
Früchte lassen sich lagern: Pflaumen bis Weihnachten, Birnen bis zum Spätwinter, manche Äpfel bis zur
nächsten Ernte. Die Erträge und Fruchtgrößen haben sich in den letzten 100 Jahren teilweise ins Utopische
gesteigert. Im selben Zeitraum hat allerdings die Qualität der Früchte entsprechend nachgelassen (auf
einen genaueren Beleg dieses Phänomens muss hier aus Platzgründen verzichtet werden). Am Beispiel des Apfels
lässt sich zeigen, welche Einrichtungen (Errungenschaften) dazu geführt haben:
- Große, starkwüchsige Bäume wurden immer mehr durch kleine, schwachwüchsige ersetzt. Das verfrüht, erhöht
und vergleichmäßigt den Ertrag, außerdem ist heute entscheidend, dass zum Ernten oder Schneiden niemand mehr
auf die Leiter steigen muss - es dauert einfach zu lange. Bäumchen oder besser Büsche (Spindeln) dieser Art
werden normal nicht älter als 20 Jahre.
- Die schwachwachsenden Bäume benötigen ein hohes Düngeniveau. Man bearbeitet den Boden und streut alles
Mögliche Zeug drauf. Das treibt den Baum in ein übermäßiges Wachstum, dass der Baum zum Teil in Früchte umsetzt.
- Dieses getriebene Wachstum macht die Pflanzen anfällig für allerlei Krankheiten und Schädlinge. Um die
Erträge nicht zu gefährden, wird Gift gespritzt. Die Konventionellen spritzen was Modernes und die Bios was
Altmodisches.
- Die Sortenwahl spielt in allen genannten Punkten eine Rolle. Eine besondere Rolle spielt sie insofern, als
dass man sich auf eine geringe Anzahl Sorten festgelegt hat, deren Haltbarkeit man durch (zu) frühes Ernten
und künstliche Atmosphäre im Lager man versucht so weit wie möglich in die Länge zu ziehen.
Dies sind die wesentlichen Einflüsse, die den Baum auf ein überhöhtes Wachstumsniveau zwingen,
dass die ganze Pflanzensubstanz inklusive Früchte aufschwemmt und anfällig macht. Ein solcher Apfel schmeckt
lasch, die Sorten unterscheiden sich kaum voneinander, da sie auf diesem Wachstumsniveau ihre Charakteristik nur
schwach ausprägen können. Auch Allergien werden nach meiner Auffassung dadurch begünstigt.
Ein moderner Obstbau muss mehr als nur ein biologischer (im Sinne der EU-Ökoverordnung) sein.
Aus den obigen Ausführungen wird sich für manchen schon andeuten, dass es für einen guten Apfel darum gehen muss,
dem Baum Bedingungen zu bereiten, in denen er sich nach seiner Art optimal entfalten kann:
- Dort, wo der Raum vorhanden ist, müssen Bäume wieder Bäume (6 Meter Höhe, 10 Meter Kronendurchmesser) sein
können. Ein solcher Baum braucht lange, bis er trägt (10 Jahre), ist dann aber recht autonom und robust und dankt
gute Pflege mit einer hohen Lebenserwartung von 100 Jahren und mehr.
- Die Pflege des Bodens muss eine solche sein, die keine Pflanze über ihr eigenes Niveau hinaus zwingt. Das lasst
sich im Wesentlichen überall dort überall dort erreichen, wo Humus aufgebaut und dessen Mineralisierung (=erneuter
Abbau) minimiert wird.
- Die Sortenwahl muss sich wieder stärker an den Naturgegebenheiten, dem naturnahen Anbau und Lagermethoden
orientieren. Das schränkt die Auswahl stark ein, ermöglicht aber einen ungestraften Totalverzicht auf Spritzmittel.
Bei insgesamt etwa 1000 Sorten, die praktisch verfügbar sind, bleiben immer noch genug für eine Vielfalt. Gerade
im Hinblick aus Allergien muss die Art der Züchtung bei der Sortenwahl berücksichtigt werden. Bei den meisten neueren
Sorten sind die Eingriffe ein Geheimnis und die Sorte somit ein Risiko.
Alte und neue Sorten